So beginnt ein Gedicht von Hans Ekkhard Wenzel. Dort wo ich her bin, träumte ich von einer Welt voller Menschen, die sich selbst so sehr lieben, dass sie gar nicht anders können als ihre Mitwelt genau so zu lieben wie sich selbst - nicht nur die anderen Menschen in der Nähe und in der Ferne, bekannte und unbekannte, sondern auch die Tiere, die Pflanzen, das Wasser, den Himmel – kurzum: die gesamte Erde mit allen und allem, was darauf lebt. In diesem Traum waren die Menschen sehr darauf bedacht, die Geschenke der Erde nicht sinnlos zu vergeuden und nur so viel zu nehmen wie nötig, denn längst hatten sie erkannt, dass sie vor allem die Beziehungen zu den anderen Menschen und der Mitwelt brauchen um wirklich glücklich zu sein. Sie wussten, dass der Kreis das Grundprinzip allen Seins ist und dass die Gaben der Erde nicht unbegrenzt sind und hatten deshalb ihr ganzes Wirtschaften in Kreisen angelegt: alle Dinge, die sie für ihr tägliches Leben benutzten, waren so sorgfältig und gut hergestellt, dass sie sehr, sehr lange zu gebrauchen waren. Wenn doch einmal etwas unbrauchbar geworden war dann wurde es mit großer Sorgfalt wieder in den Kreislauf der Wirtschaft oder der Natur eingebracht, je nachdem worum es sich handelte. Abfall gab es nicht und die Menschen in dieser Welt waren dankbar für die Geschenke der Erde und für das Leben.

Nun bin Ich am Meer, und ich bin aus diesem Traum erwacht. Jeder kleine Sturm spült die Lieblosigkeit vieler Menschen gegenüber sich selbst an das Ufer dieses und vieler anderer Meere. Diese Lieblosigkeit hat viele verschiedene Formen angenommen: Plastikfetzen, Tüten, Eimer, Kanister, Behälter mit giftigen Flüssigkeiten, Flaschen, Glasscherben, Spraydosen, Lippenstifte, Ölfässer, Seile: große, kleine, dicke, dünne, auch Schnüre aller Art und unzählige Reste von Fischernetzen, die durch alle Meere treiben und tote Tauchvögel, die sich darin verfangen haben und ertrunken sind und Schwerölklumpen und vieles, vieles mehr.

Für einige Stunden am Tag gehe ich mit meiner Schubkarre den Strand entlang und beginne zu sammeln, zuerst die Behälter mit den giftigen Stoffen: lassen die sich wieder in den Kreislauf einfügen? Dann folgen die spitzen Scherben, die aus dem Sand ragen und die Glasflaschen, damit sie nicht auch zu Scherben werden im nächsten Winter, dann die Ölklumpen.

So gehe ich weiter, Stück für Stück, Meter um Meter, dass aus der Lieblosigkeit wieder Liebe werden kann: neue Geschenke für viele, für die Vögel, für das Meer, für den Strand, für andere Menschen. Ich träume meinen Traum weiter und danke der Erde für die Schönheit und die Fülle und dafür, dass sie damit die Herzen der vielen schlechtgeliebten Menschen heilen kann an den vielen Ufern dieser Welt.